Montag, 20. Juli 2015

Das Mülltütenkleid

Oder auch: Ist das Kunst oder kann das weg?

Kurz nach dem WGT fand ich bei einem meiner Stoffhändler: "Glitzer Voile" Obschon man anders vermuten kann, ich habe mir tatsächlich auch nicht nur das Bild angesehen, sondern auch die Beschreibung durchgelesen.
Glitzer Voile - 100 Polyester. Aha..hm..naja, nicht optimal, aber ich schließe Polyester ja nicht kategorisch aus, wenn mir der Stoff gefällt. Kann man mit Leben. Voile...leicht, durchsichtig, weich, fließend...und auch noch glitzernd. Herz, was willst du mehr?
Also hab ich auf glühenden Kohlen gesessen, bis die Tüte mit dem Stoff kam. Aufgerissen, Stoff angefasst...öhm. Tja, weich konnte man also schon mal vergessen, was auch das fließend ein wenig verringerte. Leicht und durchsichtig traf dann zu, hat meine Enttäuschung aber einfach nicht mehr mindern können. Der Stoff fühlt sich an wie Plastik und sieht auch so aus. Ich weiß, es war Plastik angekündigt, aber Plastiktaft sieht auch nicht aus wie eine Einkaufstüte. Dazu kam, dass der "glitzer" einfach nur eingestanzte Löcher sind....in kleinen Bändern, die aussehen wie die Tonbänder von Kasetten. Gnah... 
Aber naja, ich werd den Teufel tun und einen Fehlkauf eingestehen. Und irgendwie glitzert er ja schon ein bisschen.
Also hab ich losgelegt und diesen Soff - damit er auch ja nie meine Haut berührt - mit zwei Lagen Tüll und einer Lage Nessel unterlegt und schon war ein Monstrum von Rock geboren. Der Schnitt ist recht einfach. Ein Teller mit einer Rüsche daran (wofür ich doch noch tatsächlich NOCH EINMAL diesen Stoff nachkaufen musste) Dazu kam ein Bolero für den ich den Schnitt meines Wintermantels abgewandelt habe und die Ärmel eines ganz anderen Schnittes noch drangebastelt habe.
Viel Zier ist nicht mehr am Kleid, lediglich alle Säume sind mit Spitze verziert.
Nicht, dass der Stoff so gar nicht war, was ich erwartet hatte, nein, er war auch noch der sich am auflösenste Stoff aller Zeiten. Ich konnte die Overlocksäume mit der Hand abziehen, kein Stich hielt am Rand, zog Laufmaschen und ließ sich von der Maschine auch noch fressen. Ich hab keine Ahnung, wann ich das letzte Mal an einem Kleid derart vor lauter Frust, Wut und Genervtheit gepfuscht habe. Irgendwann war mir der Saum so egal, mal schauen, ob es auf dem Picknick überhaupt durchhält.
Der Bolero ließ sich besser nähen, weil ich den Futterstoff direkt mitverarbeitet habe, aber für die Volants hatte ich dann keinen Futterstoff mehr übrig. 
Nunja....für Freitag hab ich jetzt was anzuziehen und so leicht bringt mich jetzt nicht einmal mehr Seidenbrokat auf die Palme, fürchte ich.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Möchte-gern-Tribaldance

Dank der Streiksituation bei uns auf der Arbeit liegen hier 4 angefangene Großprojekte, für die ich abends einfach keine Motivation aufbringen kann. Und UFOs frustrieren, wie jeder weiß.
Um wenigstens mal wieder einen kleinen Erfolg zu erleben, habe ich mich am Montag aufgerafft, als meine Perlenborte kam und sie in das dafür vorgesehene Projekt verarbeitet.
Ich würde unglaublich gerne in eine Tribal Gruppe gehen, aber erstens weiß ich nicht einmal, ob es hier überhaupt einen Stamm gibt und zweitens weiß ich umso genauer, dass ich mich nach der Arbeit (wenn ich es denn rechtzeitig schaffen würde) kaum noch aufraffen könnte, mich wirklich noch dazu bringen zu können.
Aber das hält ja nicht von der Mode ab und so entstand am Montag ein Gürtel nach Tribaldancevorbild. Ich habe mich diesmal sehr genau an die Inspirationsvorlage gehalten, weil ich den Kaufgürtel fast perfekt fand (abgesehen von der Größe und dem Material.
Die Basis besteht aus zwei Lagen fester Baumwolle nach eigenem Schnitt noch verstärkt durch falsche Belege mit Schrägband. Darauf habe ich diverse Spitzenapplikationen genäht, die unter zwei Borten fast verschwinden. Die obere Borte habe ich auf dem letzten Stoffmarkt gefunden, aber nur zwei Meter mitgenommen, weil sie einfach zu teuer war. Ist auch gut so, sie kann nämlich nur per Hand angenäht werden....
Die untere Borte ist ein Rest von einem vernichteten Korsett gewesen, die ich auf besagtem Stoffmarkt leider nie wieder gesehen habe. Darunter ist die Perlenborte angebracht und in der Mitte schlussendlich die allseitsbeliebte Perlenapplikation, die wir alle so gerne verwenden. Zum Glück hatte ich noch genau eine übrig.
Geschlossen wird der Gürtel hinten mit einem Band und Ösen.
Bisher passt er ganz gut, aber ich habe den Umfang doch recht großzügig berechnet, abnehmen sollte ich nicht, sonst rutscht er mir noch über das Hinterteil und hält nicht mehr auf der Hüfte.
Ich denke, er wird mich aber aufs Amphi begleiten.